01.09.17

VINOLISMUS “Lagebericht”: Der Scharzhofberg
Die 28,1 Hektar große Steillage zwischen Wiltingen und Oberemmel befindet sich nördlich der Landstraße 138 in südlicher Hanglage. Die Neigung des Berges reicht von 30% bis 60%. Der Boden besteht, ähnlich wie beim Saarburger Rausch aus verwittertem Schiefer mit einem außergewöhnlich hohen Gesteinsanteil, der für optimale Wachstumsbedingungen und Wärme sorgt. Ebenso weist der Boden eisenhaltige und tonige Erde auf. Die Lage ist ausschließlich mit Riesling bepflanzt.
Der Scharzhofberg ist eine “Große Lage” des VDP und für “Große Gewächse” des Bernkasteler Rings klassifiziert. Der Scharzhofberg ist eine der berühmtesten Lagen Deutschlands und darf auch deshalb auf den Ortsnamen auf dem Etikett verzichten. Weit über die Moselregion bekannt sind die Weine der Winzer, die hier anbauen. Die Weinetiketten tragen den Namen Scharzhofberger.
Weingüter mit Besitz am Scharzhofberg
- Egon Müller-Scharzhof (8,4 ha)
- Bischöfliche Weingüter Trier (6,4 ha)
- Weingut Reichsgraf von Kesselstatt (6,6 ha)
- Weingut von Hövel (2,8 ha)
- Weingut van Volxem (2 ha)
- Vereinigte Hospitien (1,98 ha)
- Johannes Peters (0,5 ha)
- Weingut Resch (623 m²)
Berühmte Namen an der Saar
Der berühmteste Name und gleichzeitig ansässig am Fuße des Scharzhofberges ist das Weingut von Egon Müller, “Shootingstar” der Saarweinszene. Seine Auszeichnungen reichen vom Winzer des Jahres 1998 bis zum Erzeuger des teuersten Rieslings (Rekordsumme von 12.000 Euro (netto) pro 0,75-Liter-Flasche der 2003er Trockenbeerenauslese), der natürlich am Scharzhofberg angebaut wurde. Egon Müller ist ein Name, der jedem Weißweintrinker ein Begriff ist.
Aber auch einer der Erben der Bitburger Braugruppe, Roman Niewodniczanski, produziert seit einigen Jahren mit seinem Weingut “van Volxem” einen der besten Saar-Rieslinge in der Lage: Mit 19/20 Punkten der höchst bewertete der Mosel (Weinwisser 09/2016). Niewodniczanski hat sich in den letzten Jahren durch Innovation und Liebe zum Weinbau zu einer festen Größe der Szene entwickelt. Quasi vom Bier- zum Weinexperten. Und neben Günther Jauch zu einem der wichtigsten Botschafter für die Gesamtregion und den Riesling an der Mosel.
Bild: Scharzhofberger Riesling van Volxem / Screenshot www.vanvolxem.de
Umgebung und Anfahrt des Scharzhofberg
Der Scharzhofberg liegt wie eingangs erwähnt, zwischen der Ortschaften Wiltingen und Oberemmel, ca. 20 Autominuten von Trier, der ältesten Stadt Deutschlands, entfernt. Wir haben einen der schönsten Wanderwege für Sie in unserer Karte abgebildet: Startpunkt ist der Bahnhof in Schoden, eine Station mit dem Zug von Saarburg (oder 20 Minuten von Trier HBF) entfernt. Hier können Sie auch parken, falls Sie mit dem Auto anreisen möchten. Von dort aus geht es auf einen mittelschweren Wanderweg durch die Berge (Wanderschuhe sind ratsam). Erleben Sie die schönste Aussicht auf die Ayler Kupp und das Saartal. Vom höchsten Punkt über Schoden können sie den Ausblick bis nach Luxemburg genießen (schönes Wetter natürlich vorausgesetzt).
Die 7 km lange Wandertour endet am Fuße des Scharzhofberges am Weingut Egon Müller.
Mit dem Fahrrad starten Sie in Saarburg (über den Saarradweg ca 35 Minuten/10 km) oder Trier (über Konz ca. eine Stunde / 20 km)
Geschichte des Scharzhofberg als Weinlage
Im Jahre 1030 vermachte Propst Adalbero dem Trierer Kloster “St. Maria ad Martyres” fünf Hufen Land. In alten Aufzeichnungen wird erstmals 1239 ein Kelterhaus erwähnt, welches zum Hof gehörte und im Jahre 1905 abgerissen wurde. 1314 erhielt das Kloster vier Morgen (das alte Flächenmaß entspricht etwa einem Hektar) Weinberge, die sich vermutlich auf dem Scharzhofberg befanden.
1719 wurde der “Scharzhof” von der Benediktinerabtei St. Marien erbaut. Dieser wurde im Zuge der Säkularisierung 1801 in Luxemburg von Johann Jakob Koch, einem Mitglied des aufgehobenen Benediktinerkonvents, im Auftrag seines Abtes “Placidus Mannebach” ersteigert. Koch war in der Pfarrei Wiltingen seelsorglich tätig. Er erledigte den Auftrag und heiratete wenige Jahre später seine Haushälterin und vertrieb seine einstigen Mitbrüder aus dem Weingut, welches er für sich behielt.
Der Alte Scharzhof wurde von seiner Tochter Clara Koch später an die Hohe Domkirche verkauft (Sie wollte so den väterlichen Bruch des Zölibats wiedergutmachen). Der neue Teil blieb im Besitz der Familie Müller-Koch mit dem heutigen Besitzer Egon Müller IV, der das Anwesen zur Straße hin bis heute als Weingut und Wohnsitz nutzt.