06.10.16

Die Traubenlese an Saar und Mosel
Mit den fallenden Temperaturen und der jetzt auch dem Wetter entsprechenden Herbstzeit steht die Traubenlese kurz bevor! An Saar und Mosel machen sich die Winzer und Weingüter bereit. Einige haben bereits mit der frühen Ernte begonnen (meist Rivaner, auch Müller-Thurgau genannt, der hauptsächlich in den Flachlagen angebaut wird. Ebenso der Dornfelder).
Die "Königin der Reben", der Riesling wird dieses Jahr erst Mitte Oktober gelesen. Neben der immer beliebter werdenden maschinellen Ernte der Trauben in großen, industriell aufgestellten Weinbetreiben, wird der Riesling an Saar und Mosel noch meist traditionell von Hand gelesen: So kann optisch begutachtet und sortiert werden. Nur reifen und hochwertigen Trauben lassen das Endprodukt, den Wein, zu einem edlen Tropfen werden.
Die Traubenlese ist gerade bei den niedrigen Temperaturen und hier natürlich besonders bei der Eisweinernte körperlich anstrengend und mühsam. Viele Winzer nutzen deshalb sogenannte Vollernter, die sich über die in Reihe ausgerichteten Reben hinwegbewegen und durch Rütteln oder Klopfen die Trauben vollautomatisch ernten. Hier kann natürlich keine echte Qualitätskontrolle durch die optische Begutachtung eines Menschen erfolgen. Außerdem lohnen sich solche Maschinen auch nur ab deutlich über 10 Hektar Weinbergsfläche. Durch die Anpassung der Rebstöcke an die Maschine, wird hier natürlich ein geringerer Ertrag erzielt, wie mit dichter angesetzten Rebstöcken, die von Hand gelesen werden. Das "Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum" (DLR) Bernkastel-Kues gibt zur Zeit wöchentlich die Ergebnisse der Reifemessungen bekannt. Die Öchslegrade (Fruchtzuckergehalt in der Traube) beim Riesling liegen momentan bei 77 Grad (Zum Vergleich: im Vorjahr wurden 79 Grad gemessen). Die Aussichten für einen sehr guten Riesling-Jahrgang sind bisweilen also hervorragend, immer vorausgesetzt, dass im Oktober keine längere Regenperiode einsetzt.
Ein Tag im Weinberg an der Mosel
Unser Team von VINOLISMUS.COM hat sich bei verschiedenen Winzern und Weingütern vor Ort umgesehen, und die Weinernte begleitet. Bei vielen traditionellen Familienbetrieben bedeutet die Traubenlese die intensivste Zeit des Jahres - und die stressigst. Die Winzer sind auf viel mehr Personal angewiesen als im restlichen Jahr. Bei vielen hilft die ganze Familie, Bekannte, Freunde und oft Saisonarbeiter, um den hohen personellen Aufwand abzudecken. Morgens fahren die Traktoren los und platzieren sich am Fuße des Weinberges. Hier werden die Trauben von den Hottenträgern in Traubenbütten geschüttet. Die Hottenträger sind meist die stärksten und belastbarsten Männer der Gruppe. Sie gehen von den Traubenlesern zu Traubenlesern. Diese können die in Eimer gelesenen Trauben in die Hotte schütten und müssen somit ihre Reihe nicht verlassen oder ihre Arbeit unterbrechen.
Die Hotte wird auf dem Rücken wie ein riesiger Rucksack getragen und hat meist ein Volumen von rund 60 bis 80 Litern. Der Hottenträger geht, sobald seine Hotte voll ist, nach unten und entleert diese in großen Behältern am Traktor, den Traubenbütten. Gelesen wird meistens mit System Reihe für Reihe. Bei den steilen Lagen und Böden aus Schiefer an Saar und Mosel meist ein mühsames Unterfangen, da schon alleine das Bergaufgehen Geschick und Kraft erfordert. In vielen Weinbergen machen das aber vorweg und somit am Schnellsten die ältern Semester. Sind die Traubenbütten auf den Anhängern der Traktoren voll, werden diese zum Weingut gefahren.
Basiswissen um den Tag schmerzfrei zu überstehen
Neben regendichter und warmer Kleidung sind die Traubenleser mit einem
- Eimer
- Handschuhen
- Weinbergscheren
ausgestattet. An dieser Stelle sollten die zwei häufigsten Missgeschicke oder Unfälle angeführt werden:
- Der Eimer fällt: In den besonders steilen Lagen ist der meist komplett gefüllte Eimer , der mit einem Bein vom umkippen abgehalten werden soll, oft der Schwerkraft erlegen und rollt im schlimmsten Falle bis ganz nach unten...
- Verletzungsgefahr: Mit der Weinbergschere und dem zunehmenden Taubheitsgefühl an besonders kalten Tagen ist die Gefahr groß, sich in den Finger zu schneiden. Das stellt sich mit dem klebrigen Saft der Trauben als besonders schmerzhaft heraus.
Doch bei oft gelockerter Stimmung und viel frischer Luft geht die Traubenlese für die Meisten doch verletzungsfrei vonstatten und das gemeinsame Essen am Fuße des Weinberges oder im Weingut schmecken dann umso besser.
Kreative Ideen der Deckung des Personalbedarfs
Auch an Saar und Mosel ist die Traubenlese kaum mit den eigenen Mitteln an Personal, geschweige denn mit der Familie alleine zu bewältigen. Viele Winzer greifen deshalb mittlerweile auch zu kreativen Ideen und machen Events aus der Traubenlese. Einmal Trauben selber Lesen und dafür als Lohn den Wein erhalten deckt sich mit aktuellen Trends der Lebensmittebranche: Wissen wo es herkommt. Selber machen. Nicht nur der Trend der regionalen Erzeuger, sondern auch der direkte Kontakt zum Ausgangsprodukt des Weines, nämlich der Traube, ist das, was viele an der Traubenleese reizt. Wer Interesse aht, bei einem unserer zahlreichen bekannten Winzer bei der Traubenlese mitzuwirken oder sich diese anzusehen, kann sich gerne bei uns melden.
Übrigens: Im Englischen übersetzt man den "Weinberg" mit "vineyard". Hier ist ausschlaggebend, was angebaut wird, nämlich Trauben, oder Reben ("vine"). Im Deutschen spricht man selbstverständlich vom Endprodukt, also dem Wein (wine)...
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