Der Klimawandel ist längst in Europa angekommen und macht sich in nahezu allen Bereichen des Lebens bemerkbar, auch im Bereich Weinbau. In Regionen wie der Saar, die für ihre traditionsreichen Weine bekannt ist, zeigt sich der Wandel in vielfältiger Weise. Dieser Artikel beleuchtet die Veränderungen im Weinbau an der Saar, die Herausforderungen für die Winzer und welche Chancen sich möglicherweise ergeben.
Steigende Temperaturen
Die Saar ist bekannt für ihre Rieslinge, die sich durch eine prägnante Säure und filigrane Frucht auszeichnen. Diese Eigenschaften sind eng mit den klimatischen Bedingungen der Region verbunden. Doch durch die steigenden Temperaturen verändert sich das Profil der Weine. Die Reben reifen schneller, die Trauben enthalten mehr Zucker. Für einige Winzer bedeutet dies, dass die klassische Saar-Weinsäure nicht mehr in gewohntem Maße erhalten bleibt. Andererseits eröffnet der Temperaturanstieg neue Möglichkeiten, etwa für den Anbau wärmeliebender Rebsorten.
Extreme Wetterereignisse und ihre Folgen
Neben den durchschnittlich höheren Temperaturen sorgen auch extreme Wetterlagen für Probleme. Spätfröste im Frühjahr, Starkregenereignisse im Sommer und lange Trockenperioden setzen den Reben zu. Besonders problematisch ist die Zunahme von Starkregen, die zu Bodenerosion und Fäulnis führen kann. Zudem gefährden Hagel und Unwetter die Ernte direkt. Hier sind innovative Schutzmaßnahmen und Anpassungsstrategien gefragt, um die Qualität und den Ertrag zu sichern.
Veränderungen im Weinprofil
Durch die klimatischen Verschiebungen wandelt sich auch das Geschmacksprofil der Weine von der Saar. Die typischen filigranen, leichten Rieslinge könnten nach und nach kräftigeren, alkoholreicheren Weinen weichen. Während manche Konsumenten diesen Wandel begrüßen, sehen Traditionalisten die Identität der Saarweine in Gefahr. Winzer stehen vor der Herausforderung, die Balance zwischen traditionellen Stilen und modernen Geschmackserwartungen zu finden.
Anpassungsstrategien der Winzer
Um dem Klimawandel zu begegnen, setzen viele Winzer auf kluge Anpassungsstrategien. Dazu gehört die Auswahl hitzeresistenter Rebsorten und die Anpassung der Bewirtschaftungsmethoden, wie eine verbesserte Bodenpflege zur Wasserhaltung und der Einsatz von Schattiernetzen. Zudem gewinnt die Forschung an alternativen Anbaumethoden und Rebsorten zunehmend an Bedeutung.
Was sagen die Winzer?
Wir haben verschiedene Winzer der Region gefragt und viele Rückmeldungen bekommen. Lesen Sie hier, was unsere Winzer zum Thema Klimawandel und Weinbau sagen:
Peter Burens, Winzermeister aus Saarburg
Der Klimawandel macht sich auch an der Saar bemerkbar, die für ihren hochwertigen Rieslinganbau bekannt ist. Betrachtet man das Wetter der letzten 100 Jahre, so lassen sich deutliche Veränderungen feststellen, die erhebliche Auswirkungen auf die Rieslingrebe haben.
Wetter vor 100 Jahren:
Im frühen 20. Jahrhundert war das Klima an der Saar kühler und feuchter. Die Sommer waren moderater, und es gab weniger extreme Hitzeperioden. Die Niederschläge waren gleichmäßiger über das Jahr verteilt, was ideale Bedingungen für den traditionellen Weinbau und den Riesling schuf.
In den letzten Jahrzehnten hat sich das Klima an der Saar deutlich erwärmt. Die Sommer sind heißer und trockener geworden, mit häufigeren und längeren Dürreperioden. Auch extreme Wetterereignisse wie Frost, Starkregen und Hagel haben zugenommen. Diese Veränderungen stellen den Weinbau an der Saar und der ganzen Welt vor große Herausforderungen.
Auswirkungen auf die Rieslingrebe:
Die Rieslingrebe ist eine sensible Sorte, die auf kühle Klimabedingungen und eine lange Reifeperiode angewiesen ist, um ihre charakteristische Säure und Aromenvielfalt zu entwickeln. Die steigenden Temperaturen und die zunehmende Trockenheit führen zu folgenden Problemen:
- Frühere Reife: Die Trauben reifen schneller, was zu einem Verlust an Säure und komplexen Aromen führen kann. Vor 100 Jahren war die Haupt Riesling ernte erst im November fertig. Aktuell sind wir teilweise schon Anfang Oktober schon fertig mit der Traubenlese.
- Sonnenbrand: Die intensive Sonneneinstrahlung kann wie 2019 zu Sonnenbrand an den Trauben führen, was die Qualität beeinträchtigt.
- Trockenstress: Wassermangel kann das Wachstum der Reben beeinträchtigen und zu geringeren Erträgen führen. Dies sah man extrem 2021
- Erhöhte Anfälligkeit für Krankheiten und Schädlinge: Wärmere und feuchtere Bedingungen können das Auftreten von Pilzkrankheiten und Schädlingen begünstigen dies sah man sehr gut 2016.
Anpassungsstrategien:
Die Winzer an der Saar reagieren auf den Klimawandel mit verschiedenen Anpassungsstrategien, darunter:
Anbau in kühleren Weinlagen: Diese Lagen bieten kühlere Temperaturen und eine längere Reifeperiode.
Anpassung der Rebsortenauswahl: Einige Winzer experimentieren mit hitzetoleranteren Rebsorten wie den Roten Riesling.
Bodengesundheit und -management: Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserspeicherfähigkeit des Bodens werden gefördert durch leichtes Pflügen.
Der Klimawandel stellt eine erhebliche Herausforderung für den Weinbau an der Saar dar. Durch innovative Anpassungsstrategien und ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse der Rieslingrebe arbeiten die Saar Winzer jedoch daran, die Qualität und den Charakter ihrer Weine auch in Zukunft zu bewahren.
Winzermeister Peter Burens aus Saarburg
Philip Apel, Weingut Hubertus M. Apel aus Nittel
„Der Klimawandel birgt für uns große Risiken aber auch Chancen. Und genau diese möchten wir nutzen. Eine zentrale Aufgabe ist es, unsere Weinberge bestmöglich auf die geringeren Niederschläge, häufigeren Frühjahrsfröste und höheren Sommertemperaturen vorzubereiten. Hierfür spielt das Bodenmanagement eine zentrale Rolle, aber auch die Wahl der Lage, Rebsorte und Unterlage sind Dinge, die wir selbst in der Hand haben.
Objektiv betrachtet, darf man auch festhalten, dass wir in Deutschland zu den großen Gewinnern des Klimawandels weltweit gehören. Noch nie hatte deutscher Wein im Ausland so ein gutes Renommee und noch nie konnten wir in den letzten 20 Jahren so viele Spitzenjahrgänge in Folge ernten, wie dies aktuell der Fall ist. Wir sind in Zukunft alle gefordert, uns an die ständig ändernden Bedingungen bestmöglich anzupassen. Wir freuen uns darauf!“
Florian Lauer, VDP Weingut Peter Lauer aus Ayl
Wir beobachten, dass die Hochsommer an Saar und Mosel immer sonnenreicher werden. Gleichzeitig
sinkt jedoch der Anteil der Regenmenge, der uns in den heißen Sommermonaten zur Verfügung steht.
Auch während eines sehr feuchten Jahres wie 2o24 bleibt uns dieser Trend leider erhalten. Man muss
mittlerweile von einer Umkehrung des langjährigen Mittels ausgehen.
Die Niederschlagsmenge von über 22o mm während der beiden Erntemonate September und Oktober
des Jahres 2o24 sind die höchsten seit 2o Jahren. Zeitgleich kämpfen wir jedoch auch mit höheren
Lesetemperaturen als damals. Das macht die Ernte äußerst anspruchsvoll. Oft trennen nur 24
Stunden gesunde & reife Trauben von überreifen & pilzbefallenen Beeren. Da heißt es schnell zu
agieren.
Positiv schlägt zu Buche, dass selten so viele Mineralsalze durch das stets gesättigte
Bodenwasser in die Beeren gelangten wie in 2o24.
Minimengen durch Spätfrost
Bestimmend für den Jahrgangstypus waren neben den hohen Niederschlägen besonders die
rekordverdächtig geringen Erträge. Wir sprechen von Traubenmengen, die um das Jahr 19oo geerntet
wurden: 75o-2ooo Liter pro Hektar. Teilweise sogar weniger. Durch diese kleinen Mengen bei gleichzeitig sehr guter Wasserversorgung präsentieren sich die Weine
vollmundig und extraktreich ohne schwer oder beladen zu wirken.
Der Alkoholgehalt ist meist um ca. 1 bis 1,5% niedriger als in Vorjahren.
Fazit
Der Klimawandel stellt den Weinbau an der Saar vor große Herausforderungen, eröffnet aber auch Chancen für neue Anbauformen und Geschmacksprofile. Die Winzer der Region zeigen Kreativität und Innovationsgeist, um ihre Traditionen zu bewahren und gleichzeitig auf die veränderten Bedingungen zu reagieren. So bleibt die Zukunft des Saarweins spannend und von dynamischen Entwicklungen geprägt.